die kastration
die kastration
I

• ÖLMALEREI • METALL • EXPERIMENT • ÖLMALEREI • METALL • EXPERIMENT • ÖLMALEREI • METALL • EXPERIMENT • ÖLMALEREI • METALL
• ÖLMALEREI • METALL • EXPERIMENT • ÖLMALEREI • METALL • EXPERIMENT • ÖLMALEREI • METALL • EXPERIMENT • ÖLMALEREI • METALL • EXPERIMENT • ÖLMALEREI • METALL
Kaltgeschmiedete Liebe in einer Gummiwelt
Jahr: 2024
Objekt: GEMÄLDE
Stil: ABSTRAKT
kunde: persönlich
Ich bin der Typ, der mit dem Finger über Kühlschranktüren streicht. Über Tischkanten. Über rostige Türklinken. Nicht, weil es Spass macht. Weil es etwas sagt. Weil jede Oberfläche lügt. Und ich der bin, der sie erwischt.
Also hab ich mir Stahl geholt. Nicht irgendeinen. Chromstahl. Eiskalt. Schwer. Ehrlich wie ein letzter Atemzug. Ich hab ihn mit Gesso eingedeckt, als würde ich jemandem die Augen verbinden, bevor ich frage, wer er wirklich ist.
Dann kam die Gelatine. Gelöst in Wasser. Aufgelöst in Äther. Wie eine Erinnerung, die nie hätte passieren dürfen aber trotzdem da ist. Ich wollte, dass die Oberfläche nicht nur glänzt, sondern zurückschreit. Licht wie ein Faustschlag. Ins Gesicht. Ohne Vorwarnung.
Dann die Farbe. Öl. Verdickt mit etwas, das schneller trocknet als Schuld. Sie sollte brennen. Nicht auf der Haut. Im Blick. Wie ein Sonnenstich. Direkt hinter der Stirn.
Und trotzdem ist das Bild nicht die Sonne. Es ist der Schmerz. Der tiefe Schmerz, der entsteht, wenn Fantasien sich einnähen. In deinen Kopf. Stich für Stich. Bis du nicht mehr weißt, was du gesehen hast – oder was dich gesehen hat.


Technik
Eine Chromstahlplatte wird mit 3–4 Schichten Gesso grundiert. Anschliessend wird sie flach geschliffen, um eine extrem glatte und glänzende Textur zu erzielen. Danach trägt man eine erste, stark verdünnte Schicht Ölfarbe auf, um die Fläche einzufärben. Gelatine wird in warmem Wasser in einem Reagenzglas aufgelöst und anschließend mit Äther vermischt. Diese Mischung wird aufgetragen, um die Oberfläche noch glatter zu machen. Nach dem Trocknen werden die Farben Schritt für Schritt aufgetragen – und so entsteht ein fast schon strahlendes Bild.
Dramaturgie
Jedes Bild ist ein kleines Fragment einer grösseren Geschichte. In dieser Arbeit versuche ich, aus einem Traum heraus und mithilfe meiner Vorstellungskraft, das Thema der Kastration zu visualisieren. Es ist etwas Alltägliches und doch übersehen wir es oft. Die meisten Hunde, Katzen und andere von uns domestizierte Tiere werden routinemässig kastriert. Selbst bei uns Menschen wird mitunter freudig gefeiert, wenn jemand eine Vasektomie erhält oder sich künstlich unfruchtbar machen lässt. Es ist eine verstörende Vorstellung, wie sehr wir uns anmassen, Gott zu spielen nur um uns das Leben bequemer zu machen. Vielleicht, weil wir Angst vor Verantwortung haben oder schlicht zu bequem geworden sind.