die sünde
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Meine Tronies
Jahr: 2022
Objekt: Tusche zeichnung
Stil: Tronie
kunde: persönlich
Diese freien Zeichnungen orientieren sich am historischen Konzept der Tronie – Charakterstudien, die weniger Porträts als Ausdrucks- und Typenbilder sind. Mit Feder, Tinte und Rapidograph entstanden groteske, expressive Gesichter aus spontanen Linien heraus. Ich habe mit Schraffuren, Linienführung und Farbflächen experimentiert, um Emotion, Spannung und das Spiel mit dem „Fremden“ visuell zu erforschen. Die roten Akzente in manchen Zeichnungen verweisen auf kulturell geladene Bedeutungen wie Aggression oder das Böse – bewusst überzeichnet, wie es auch der Tronie-Tradition entspricht.
Technik
Diese Freihand-Skizzen entstanden, als ich die Feder in das Tintenfass tauchte und einfach einen Strich setzte. Aus diesem ersten, spontanen Strich wollte ich Fratzen und groteske Gesichter entwickeln. Als ich damit fertig war, griff ich zum Rapidographen, um weiterzuarbeiten, und experimentierte mit verschiedenen Schraffuren. Ich versuchte, die Breite und Geschwindigkeit der Linien mit der Feder zu kontrollieren. Zu dieser Zeit war ich noch neu in der Feder-Tusche-Zeichnung und musste verschiedene Techniken erst ausprobieren. Während des Prozesses kam mir eine Idee, die in meinem Kopf herumschwirrte, und ich ließ sie in die Zeichnung einfließen, indem ich weiterhin mit Freihandarbeit experimentierte.
Für eine der Zeichnungen setzte ich dann noch rote Flächen mit Alkohol-Tinten, da Rot häufig als aggressive Farbe und als Symbol für das „Böse“ wahrgenommen wird. Ich wollte diese Assoziationen verstärken und die emotional aufgeladene Wirkung der Zeichnung betonen.


Dramaturgie
Es gibt etwas, das tief in uns Menschen verwurzelt ist: die Neigung zu Vorurteilen, sowohl gegenüber dem Unbekannten als auch gegenüber dem Bekannten, das nicht zu uns gehört. Diese Tendenz lässt sich möglicherweise durch evolutionäre Mechanismen erklären, die mit dem In-Group/Out-Group-Verhalten zusammenhängen. Als soziale Wesen, die ihre Ursprünge in einer gemeinschaftlichen Lebensweise haben, ist es in unserem Verhalten oft angelegt, uns innerhalb von Gruppen sicher zu fühlen und Fremdes als potenzielle Bedrohung wahrzunehmen. Bei unseren nächsten Verwandten, wie Schimpansen, lässt sich dieses Verhalten besonders gut beobachten. In der Natur dient es dem Überleben, indem es das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb einer Gruppe stärkt und gleichzeitig eine Abgrenzung von anderen Gruppen schafft.
Diese Tendenzen können dazu führen, dass wir Ängste entwickeln, die auf etwas Unbekanntem beruhen, wie etwa vor Insekten, die zwar harmlos und nützlich sind, aber oft als bedrohlich wahrgenommen werden. Genauso kann diese Angst auf Menschen übertragen werden, die uns fremd erscheinen, sei es aufgrund ihrer Kultur, ihrer Herkunft oder ihrer Lebensweise. Aus diesen Ängsten entstehen dann oft auch Vorstellungen von „Böse“ oder „Unheimlich“. Es ist bemerkenswert, wie eng solche Vorstellungen mit sozialen Normen verbunden sind: Was von der Gesellschaft als moralisch falsch angesehen wird, kann schnell als „böse“ kategorisiert werden, obwohl es sich oft nur um eine Abweichung von den Normen handelt. Ein anschauliches Beispiel dafür ist die historische Wahrnehmung von Homosexualität, die über Jahrhunderte hinweg in vielen Kulturen als Sünde oder gesellschaftliche Anomalie betrachtet wurde – obwohl es sich dabei um eine vollkommen natürliche menschliche Eigenschaft handelt.
In meinen Überlegungen versuche ich, mit Bildern, Vorstellungen und Klischees zu spielen, da Karikaturen oft auf solchen Vereinfachungen beruhen. Diese Darstellungen zeigen Figuren, die durch ihre Erscheinung oft als „böse“ wahrgenommen werden. Doch die Frage, die ich stellen möchte, ist: Sind diese Figuren wirklich böse oder werden sie durch unsere eigenen, tief verwurzelten Wahrnehmungsmuster und evolutionären Tendenzen falsch eingeschätzt? Vielleicht sind sie nicht das, was wir in ihnen sehen, sondern das, was wir aus unserer Perspektive heraus interpretieren.